Zwischen Alltagswahn und Dystopie

Karim Pieritz berichtet über die Entstehung seiner satirischen Kurzgeschichten-Sammlung.

Zwischen Alltagswahn und Dystopie

Satirische Kurzgeschichten von Karim Pieritz

Seit 2013 veröffentliche ich Kinder- und Jugendbücher, doch meine Leidenschaft für das Schreiben ist viel älter, sie begann mit Kurzgeschichten.

Die ersten Geschichten

Die ersten kurzen Geschichten schrieb ich Anfang der 80er-Jahre in der Grundschule. Später – in der 9. Klasse – hatten wir im Deutsch-Unterricht das Thema “Parodie und Satire”. Ich schrieb bei jeder Klassenarbeit so lustige Geschichten, dass meine Lehrerin mich das Ergebnis meiner Klasse vorlesen ließ, das waren meine ersten Lesungen. Ich schrieb bis in die 90er Jahre hinein zahlreiche Kurzgeschichten und veröffentlichte einige in einer Studentenzeitung.

Studentenzeitung von der FH Berlin Telekom
Studentenzeitung von der FH Berlin Telekom
Studentenzeitung mit einer Kurzgeschichte von Karim Pieritz
Studentenzeitung mit einer Kurzgeschichte von Karim Pieritz

Das Writers Coaching

Um meine Bücher handwerklich professionell zu veröffentlichen, besuche ich seit 2013 ein “Writers Coaching” in der Volkshochschule, wo sich Autoren untereinander austauschen. Als “Hausaufgaben” gibt es immer wieder Schreibaufträge für kurze Geschichten, außerdem findet jährlich eine “Schreibwerkschau” statt, in der die Kursteilnehmer ihre Werke vortragen.

Schreibwerkschau-Hefte 2014-2019
Schreibwerkschau-Hefte 2014-2019

Handlung und Inspiration

Karim Pieritz liest "Der teuflische Plan" (2015)

Meine Geschichten beruhen auf eigenen Erlebnissen, z.B. aus meiner Zeit als Student oder als Vater eines Sohnes, sowie Beobachtungen bei alltäglichen Dingen wie der Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Einkauf. Oft fallen mir dabei seltsame Verhaltensweisen – eigene wie von anderen – auf, deren Sinn ich dann hinterfrage. Einige Prozesse in unserer modernen Gesellschaft sind vollkommen absurd, doch scheint es niemand zu bemerken. In meinen Geschichten will ich darauf aufmerksam machen, dafür ist die Satire ein geeignetes Genre. Die Satire nutzt das Stilmittel der Übertreibung, das ich leidenschaftlich gerne einsetze, denn sie verstärkt den Kontrast und hilft, die Absurditäten des Alltags zu erkennen.

Neben diesem moralischen Aspekt in meinen Geschichten will ich mich gelegentlich auch einfach nur über jemanden oder etwas lustig machen, zum Beispiel über kitschige Liebesszenen oder unlogische Filmhandlungen. Ich nehme auch gerne eigene Ängste auf die Schippe, zum Beispiel meine Panik vor Prüfungen bei “bösen” Professoren oder der Fahrt in einem eklig versifften Taxi. Hin und wieder nutze ich einen Fiesling aus der realen Welt auch als anonymisierten Charakter in meinen Geschichten, um ihn dort einer höheren Gerechtigkeit zuzuführen.

Fantasy und Science-Fiction im satirischen Genre-Mix

Karim Pieritz liest "Der kleine Gandalf" (2018)

Neben satirischen Geschichten, die in der realen Welt spielen, mixe ich die Satire auch leidenschaftlich gerne mit anderen Genres. Einige Geschichten übertreibe ich so stark, dass sie ins Absurde gesteigert werden. Diese extreme Form der Satire ist die Groteske. Schon die Satire ist politisch inkorrekt, die Groteske hingegen überschreitet hemmungslos jede Grenze.

Die Fantasy hat ihre Wurzeln in Mythologie und Sagen. Ich liebe Abenteuergeschichten, die sich auf uralte Legenden berufen und in denen höhere Mächte mehr oder weniger auffällig die Geschicke der Menschheit lenken. Ein Mix mit diesem Genre bringt die für mich so wichtige Prise Mystery in die Handlung.

Die Science-Fiction sieht nicht nur technologische Entwicklungen voraus, sie denkt auch gesellschaftliche Probleme weiter und treibt sie auf die Spitze. Die Science-Fiction gibt mir die Möglichkeit, auf aktuelle Fehlentwicklungen und damit zukünftige Missstände hinzuweisen, daher wähle ich den Mix mit diesem Genre sehr gerne.

Und die Moral von der Geschicht

Zwischen Alltagswahn und Dystopie
Die Ausgabe von 2019

Im Laufe meines Autorenlebens sind viele Kurzgeschichten entstanden. Ich habe bei Auswahl und Überarbeitung der Geschichten für diese Sammlung entdeckt, dass ich schon in den allerersten Werken die Absurditäten unserer Zeit zum Thema hatte. Schon damals wollte ich eine Moral vermitteln, auf Missstände hinweisen und unvernünftiges Verhalten anprangern – aber ohne zu Belehren und mit viel Selbstironie und Humor. Für diesen Zweck habe ich im Laufe der Zeit einen mir eigenen Stil entwickelt, einen Genre-Mix aus Science-Fiction, Fantasy und gesellschaftskritischer Satire. Es hat mir viel Spaß gemacht, diese alten Schätze zu heben und aufzupolieren. Es scheint mir, als ob es ihre Bestimmung war, so lange zu reifen und ich hoffe, dass Sie meinen Lesern ebenfalls Freude bereiten werden.

Das Beste aus 30 Jahren

Die alte Ausgabe ist jetzt ausverkauft und es wurde Zeit für eine Neuausgabe. Alle Geschichten der alten Sammlung habe ich für das neue Buch vollständig überarbeitet und mit vielen neuen Stories ergänzt. Mit dabei sind die Geschichten aus meiner Studentenzeit, Texte aus meinem Writers Coaching sowie alle Beiträge zur Schreibwerkschau aus einem Zeitraum von 1994 bis 2024.

Zwischen Alltagswahn und Dystopie
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Beiträge über Kurzgeschichten