Meine Kinderbuch-Lesung am Mittwoch in einem Hort im Norden Berlins mit Erst- und Zweitklässlern hat mir viel Spaß gemacht. Nur durch den direkten Kontakt mit seinen Lesern kann ein Autor live und in Farbe erleben, wie seine Texte ankommen. Es war schön zu beobachten, wie die Kinder an bestimmten Stellen gelacht haben. Der Klassiker, den viele Kinder lustig finden, ist der Apfel, der in den magischen Kristall geworfen wird und als Tomate wieder herauskommt. Aber es war auch toll, die Reaktion insbesondere der Mädchen zu sehen, als ich die Beschreibung des Bärenmädchens Sali vorgelesen habe.
Sali hat dunkelbraunes Fell und eine für ein Bärenmädchen besonders süße Stupsnase. Sie ist ungefähr so groß wie ein 3-jähriges Menschenkind.
Da seufzten die Mädchen und eine sagte: “Sali kann ich mir sooo gut vorstellen.”
Lustig war auch die Fragerunde. Ein Junge fragte mich, woher ich denn die Ideen für meine Kinderbücher nehme. Bevor ich darauf antworten konnte, sagte ein Mädchen: “Na Fantasie natürlich!”
Dann fragte mich ein Junge, ob ich die Bilder denn selber male. Als ich das verneinte, schloss er daraus sofort, dass das bestimmt teuer ist und fragte, ob sich der Buchverkauf dann lohnt. Da musste ich schmunzeln. Ein Mädchen sagte darauf, dass sie auch Bücher schreibt und ihre Bilder selbstverständlich selber malt. Da spart sie ja dann viel Geld und bekommt sicherlich viel mehr für ihre Bücher. Diese Kinder werden später mal sehr gut mit Geld umgehen können. :-)
Dann gab ich den Kindern eine Einführung in das Thema “eBook” und führte es auf meinem Smartphone zur Begeisterung aller auch vor. Am Ende der Lesung bekam ich einen Blumenstrauß von der Hortleitung, eine wirklich nette Geste.
Beim Buchverkauf gab es auch kuriose Szenen. So wollte ein Erstklässler unbedingt das vierte Buch haben (für Leser ab 8), weil es die meisten Seiten hat. Außerdem fand er den Drachen cool und Dinos (auf dem Cover von Band 1) mag er nicht. Der Junge war bei der Lesung nicht dabei gewesen und bei der Abholung folgten dann dramatische Momente. Er hat kein Buch bekommen.
Verblüfft hat mich das Mädchen, das mit meinen Beispielbüchern vom Verkaufstisch verschwunden ist. Zuerst hat sie sich Band 1 ausgeliehen, im Anschluss Band 2. Nach ca. drei Stunden kam sie dann an und fragte mich, wann denn Jan endlich der Freund von Michael wird und ob die Frau im Mond nun Lenas Mutter ist oder nicht. Da hatte sie die Bücher durchgelesen und Detailfragen gestellt, die ihr Verständnis der Handlung bewiesen! Leider geht sie schon alleine nach Hause und muss jetzt ihre Eltern dort zum Kauf der Reihe überreden. Ihre Sorge, dass sie die Bücher dann ohne meine Unterschrift bekommt, konnte ich ihr nehmen. Natürlich kann man meine Bücher auch mit Signatur online bestellen.
Insgesamt kamen meine Kinderbücher sehr gut an und ich konnte mehr verkaufen, als Kinder an der Lesung teilgenommen haben. Wenn das 5. Kinderbuch im Oktober erscheint, komme ich wieder :-)
Auszüge aus meinem neuen Interview
Viele Kinderbücher haben süße kleine Tiere als Protagonisten. Bei dir sind es “normale” Kinder. Warum das?
Geschichten mit süßen kleinen Tieren, die harmlose Abenteuer erleben, wollte mein Sohn schon früh nicht mehr hören. Spannender fand er Geschichten mit realen Helden. Derartige Bücher für ein junges Publikum sind jedoch schwer zu finden und meist Klassiker der angelsächsischen Kinderliteratur. Hier denke ich z.B. an den “Zauberer von Oz” und “Alice im Wunderland”. Auch hier sind die Helden “normale” Kinder, die auf magische Weise in eine fremde Welt aufbrechen.
Für ältere Kinder finden sich leichter neuere (aber auch meist angelsächsische) Geschichten. Der große Erfolg von Star Wars und Harry Potter ist auch darin begründet, dass es in diesen Fantasiewelten Helden gibt, mit denen sich der Leser sehr gut identifizieren kann. Das liegt auch daran, dass der Held die Magie selbst gerade erst kennenlernt und die Zauberei erlernen muss.
Mein Ziel war es, solche Geschichten mit “normalen” Helden für ein jüngeres Publikum zu erschaffen.
Probierst du die Bücher an deinem Sohn aus?
Wenn wir gemütlich auf dem Balkon sitzen oder gemeinsam zur Schule gehen, erzähle ich ihm neue Geschichten. Ich frage ihn auch, wie glaubwürdig er das Verhalten meiner Charaktere findet und wie spannend die neuen Ideen sind.
Schreibst du zu bestimmten Zeiten an deine Büchern oder eher, wenn du gerade mal Lust dazu hast?
Ich muss in der richtigen Stimmung dafür sein. Manchmal kommen mir die guten Ideen auch beim Aufwachen oder beim lesen – oder im Gespräch mit meinem Sohn oder meiner Frau.